Prof. Philipp Misselwitz von der TU Berlin (Habitat Unit, Bauhaus der Erde) entwirft die Vision, dass Städte zur CO2-Senke werden und der Überkonsum an Baumaterialien beendet wird. Dafür müssen anstelle der klima- und ressourcen-schädlichen Baustoffe wie Stahlbeton künftig recyclingfähige oder biogene Baustoffe eingesetzt werden, wie Erd-Lehm-Steine (z.B. terrabloc) aus gepresstem Abraum oder Holz. Dafür gibt es gegenwärtig den ambitionierten (aber noch nicht hinreichenden) Baustandard QNG-PLUS. Es muss die ganz Kette von der Herstellung der Baustoffe, über die Errichtung und Nutzung des Gebäudes (das Gebäudeenergiegesetz deckt die Nutzung nur teilweise ab) bis zur Entsorgung einschließlich der dafür nötigen Transporte in die Klimabilanz einbezogen werden („Scope 3 Emissionen“ einschließlich der „Grauen Energie“). Dem Einsatz von Bauholz stehen viele Mythen (und Lobbykräfte) entgegen, z.B.: „In den Wäldern gibt es nicht genug Holz“. Entgegnung: Deutschland liefert 50,6% des hier gewachsenen Bauholzes nach China und 80% der Wälder sind in Deutschland krank und sollten als Kalamitätsholz weniger verbrannt als vielmehr als CO2-Senken verbaut werden. Oder: „Man kann mit Holz keine Hochhäuser bauen.“ Entgegnung: Es gibt bereits Beispiele wie das „SARA Kulturhus“ im nordschwedischen Skellefteå. Auch in Hamburg ist ein Hochhaus in Holzbauweise geplant ebenso in Potsdam (https://www.proto-potsdam.org/).
Prof. Misselwitz bietet der Stadt Jena wiederholt an, sie bei derartigen zukunftsfähigen Projekten (z.B. für Eichplatz Baufeld B und C) zu unterstützen, wobei die förderfähige experimentelle „Gebäudeklasse E“ baurechtlich genutzt werden kann – leider bisher ohne Resonanz in Jena. Es braucht dafür Mut in der Stadtverwaltung und Kommunalpolitik. Leider waren unter den ca. 50 Gästen nur zwei Stadträte der Grünen Fraktion, während die anderen Fraktionsvertreter fehlten. Von zwei „Berufspolitikern“, die die Kommune, das Land und den Bund vertreten (Dr. Heiko Knopf, Dr. Martin Gude) und aus dem „grünen“ Spektrum stammen, kam die Frage nach Umbau und Sanierung, weil Umbau vor Neubau prioritär sein müssen. Auch für derartige umweltfreundliche serielle Sanierung gibt es Lösungen.